Gespräch – International Women* Space https://iwspace.de Feminist, anti-racist political group in Berlin Thu, 18 Mar 2021 14:27:11 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 https://iwspace.de/wp-content/uploads/2022/11/cropped-hand-purple-small-32x32.png Gespräch – International Women* Space https://iwspace.de 32 32 PLUMPE #6 – “Die Kämpfe gegen Rassismus und Sexismus Verbinden” [Interview mit IWS] https://iwspace.de/2020/10/plumpe-iws/ Sat, 31 Oct 2020 12:01:00 +0000 https://iwspace.de/?p=74772 Frauenkommune Wedding hat ein Interview mit IWS für die Weddinger Kiezzeitung PLUMPE gemacht. Wir haben über unsere Geschichte, unsere Arbeit, und wie der “Lockdown” die Situation in den Geflüchtetenunterkünften beeinflusst gesprochen.

Der ganze Artikel >> https://plumpe.noblogs.org/archive/502

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Gekommen, um zu bleiben https://iwspace.de/2018/03/gekommen-um-zu-bleiben/ Wed, 21 Mar 2018 16:31:48 +0000 http://iwspace.de/?p=65713 Nachricht | Migration / Flucht – International / Transnational – Geschlechterverhältnisse – Feminismus Gekommen, um zu bleiben

Rosa Luxemburg Stiftung

Denise Garcia Bergt gründete in Berlin 2012 den International Women’s Space. Wir sprachen mit ihr über mangelhafte Diskurse und die Früchte ihrer Arbeit.

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Denise Garcia Bergt (Foto: Laura Dittmann)

Seit Denise Garcia Bergt während des Flüchtlingscamps auf dem Oranienplatz 2012 zusammen mit anderen Aktivistinnen den International Women’s Space (IWS) gründete, hat die feministische Organisation für und mit migrantischen Frauen viel bewirkt. Sie arbeitet mit ihnen zusammen, damit sie sich in Deutschland zurechtfinden, klärt sie über ihre Rechte auf und macht ihre Geschichten sichtbar. Bergt, die selbst aus Brasilien nach Deutschland emigriert ist und jetzt in Berlin wohnt, trifft sich mit Laura Dittmann in ihrer gemütlichen Wohnung in Friedrichshain und spricht bei «Kaffee und Kippe» über gesellschaftliche Rahmenbedingungen, mangelhafte Diskurse und die Früchte der aktivistischen Arbeit.

«Das Flüchtlingscamp war so männlich dominiert. Es hat uns gereicht. Es war eine Flüchtlingsbewegung, aber wo waren die Frauen?» – diese Frage nahm Denise Garcia Bergt 2012 zum Anlass, um abseits des Flüchtlingscamps auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg in der nahegelegenen Gerhard-Hauptmann-Schule einen sicheren Raum für migrantische Frauen zu schaffen: Den International Women’s Space.

Dabei ist die Erfahrung, die bekannte Heimat zu verlassen und sich in eine unsichere Zukunft in einem fremden Land aufzumachen, das verbindende Moment der Frauen von International Women’s Space: «Du hast in einem Land gelebt, in dem du wusstest, wie du mit Schwierigkeiten umzugehen hast. Und dann kommst du nach Deutschland und weißt nicht, was dich erwartet. Diesen Prozess, zu lernen, wie man mit den neuen Schwierigkeiten umgehen muss, den teilen wir miteinander». Bergt berichtet, dass vor allem die Asylverfahren, die mit langen Wartezeiten in Flüchtlingsheimen, der ständigen Angst vor Abschiebung und der daraus resultierenden Perspektivlosigkeit einhergehen, problematisch sind.

«Rassismus ist eine gesellschaftliche Krankheit»

Denise Garcia Bergt erzählt außerdem von den rassistischen Strukturen, mit denen die Frauen in Deutschland konfrontiert sind: «Rassismus existiert überall, aber in sehr weißen Ländern wie Deutschland gibt es außerdem einen strukturellen, einen institutionellen Rassismus, der der Gesellschaft immanent ist». Dabei spielt vor allem koloniales Denken eine Rolle, das sich an einem nationalstaatlichen Verständnis von Identität orientiert und in einer globalisierten Welt obsolet geworden ist: «Zumindest bezüglich der Frage ‚Wer ist eigentlich deutsch und wer nicht?‘ befinden wir uns in der Diskussion in den Anfangsstadien. Und das in einer Welt, in der die Menschen so viel umziehen müssen und auch nicht mehr zurück können.»

«Wo sind die Migrant_innen in der Diskussion?»

Auch der gesellschaftliche Diskurs über Themen wie Flucht und Migration spiegelt Rassismus wider -hier fehlt eine migrantische Perspektive: «Die Leute sprechen viel über Migration und Flucht aber sie sprechen nicht mit uns. Sie sprechen über uns.» Ein zentrales Ziel von IWS besteht deswegen darin, den gesamtgesellschaftlichen Diskurs mitzugestalten und die Perspektive von Migrantinnen sichtbar zu machen. Nur so könne verhindert werden, dass rassistische und rechtspopulistische Tendenzen weiter erstarken und das politische Geschehen bestimmen.

Austausch, Verständnis und Analyse

IWS will mit ihrer Arbeit bewusst ein Zeichen setzen gegen diese ausgrenzenden Mechanismen. Auf den wöchentlich stattfindenden Meetings lösen die Frauen in der Gemeinschaft akute Probleme und planen langfristige Projekte, die ihnen helfen sollen, ihre eigene Situation besser zu verstehen und sich in ihr zurechtzufinden. Dabei werden Möglichkeiten gefunden, alle in die Arbeit zu integrieren, «sodass sie nicht mehr in den Heimen sitzen, nichts tun und verrückt werden», so Bergt. Und die Arbeit trägt Früchte: Im Oktober 2017 fand in Berlin die Konferenz «Als ich nach Deutschland kam» statt. Die Veranstaltung sollte den intergenerationalen Austausch zwischen älteren und jüngeren Migrantinnen gewährleisten, um die Erfahrungen der Frauen in einen größeren, historischen und gesellschaftlichen Kontext zu rücken: «Für viele Frauen ist es eine Inspiration, zu sehen, dass schon Migrantinnen vor ihnen sich in Gruppen organisiert haben. Wenn sie lernen, dass andere dieselben Formen von Diskriminierung und Rassismus erlebt haben und erleben, wird ihnen die Systematik dahinter klar. Abgelehnt zu werden ist kein Resultat persönlicher Verfehlungen. Nein! Es ist ein ganzes System, dass dir sagen soll ‚Geh weg!‘»

Das Stichwort ist Veränderung

Doch mit der Konferenz ist es nicht getan: Perspektivisch sollen die Ergebnisse und Analysen der Konferenz in einem Manifest zusammengetragen werden, das den politischen und gesellschaftlichen Diskurs aktiv mitgestalten soll: «Das Manifest soll politischen Entscheidungsträger_innen, Politiker_innen und wer auch immer es sonst nutzen will, einen Einblick in die Sichtweise und die Erfahrungen migrantischer Frauen geben. So können sie sehen, was sich verändern muss, was dringend ist.», erklärt Bergt. Die von IWS angestrebte Integration der migrantischen Perspektive gilt auch für den feministischen Diskurs: «Die Probleme dieser Frauen sind feministische Probleme. Wie kann es beispielsweise sein, dass Frauen, die flüchten müssen, dies meist nicht ohne männliche Hilfe oder männlichen Schutz tun können?» Zudem stellt die Verfolgung und Unterdrückung aufgrund des Geschlechts eine zentrale Fluchtursache dar.

Eins wird in dem Gespräch mit Denise Garcia Bergt deutlich: International Women’s Space hat schon längst verstanden, was in großen Teilen der Gesellschaft immer noch nicht angekommen zu sein scheint: In einer Welt, in der die Lebensbedingungen für viele Menschen an vielen Orten immer schwieriger werden, ist Veränderung nötig und sie wird kommen. IWS steht für diese Veränderung und hat eine klare Vorstellung davon wie sie aussehen soll: «Das nationalstaatliche Verständnis von Gesellschaft und Identität, die nicht veränderbar ist, ist veraltet. Sie wird sich verändern. Punkt. Inwiefern die Gesellschaft sich dieser Veränderung verweigert, ist, was wir beobachten und diskutieren müssen. Es gibt keinen anderen Weg.»

Das Gespräch mit Denise Garcia Bergt führte und übersetzte aus dem Englischen Laura Dittmann.

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Die Macht der Migration Zehn Gespräche zu Mobilität und Kapitalismus https://iwspace.de/2018/03/die-macht-der-migration-zehn-gesprache-zu-mobilitat-und-kapitalismus/ Wed, 21 Mar 2018 16:28:50 +0000 http://iwspace.de/?p=65709 Beschreibung: herausgegeben von Massimo Perinelli

In diesem Buch werden migrationspolitische Debatten reflektiert und die machtvollen Effekte von Migration, Einwanderung und Mobilität in einer zunehmend transnationalen Welt diskutiert. In einer Zeit, in der an Menschenrechten, humanistischen Idealen und Liberalismus ausgerichtete Grundsätze in die Defensive geraten, wollen die Beiträge der tiefen Kluft zwischen linken Forderungen und der gesellschaftlichen Stimmung etwas Positives entgegensetzen: das der Migration innewohnende demokratisierende Potenzial für einen kapitalismuskritischen, solidarischen Gesellschaftsentwurf.

Die Gespräche mit zehn wichtigen Impulsgeber*innen des deutschen und europäischen Migrationsdiskurses, die aktuelle, vor allem migrantische Perspektiven in Wissenschaft und Bildungsarbeit zur Sprache bringen, beleuchten Positionen, Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf Solidarität und Konkurrenz, Demokratie und Rassismus, Grenzregime und das Recht auf Freizügigkeit, Citizenship und Zugehörigkeit und vieles andere mehr.

BESTELLUNG: UNRAST VERLAG  Bücher der Kritik

Auto_rinnen:

Günter Piening

Günter Piening ist Soziologe und Journalist. Von 1994 bis 2003 war er Ausländerbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt, von 2003 bis 2012 Integrationsbeauftragter des Senats von Berlin. Seitdem ist er freiberuflich publizistisch und in der politischen Beratung tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Migrationspolitik und Demokratie.


Massimo Perinelli

Massimo Perinelli, Historiker, hat von 2001–2016 an der Universität zu Köln geforscht und gelehrt. Seit 2016 arbeitet er als Referent für Migration bei der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin. Er ist seit 1998 Mitglied bei Kanak Attak, war 2013 Mitbegründer der Kölner Initiative ›Keupstraße ist überall‹ und Mitinitiator des Tribunals ›NSU-Komplex auflösen‹ 2017.


María do Mar Castro Varela

María do Mar Castro Varela ist Politikwissenschaftlerin und Professorin für Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Kritische Migrationsforschung und Postkolonialismus. Die Analyse von Machtachsen und Asymmetrien in gesellschaftlichen Verhältnissen zieht sich durch ihre Forschungsarbeit. Auch auf ›Europa‹ wirft sie einen kritischen Blick und stellt fest: Migration nach Europa ist nicht unabhängig von der Macht und Gewalt kolonialer Prozesse zu denken.


Paul Mecheril

Paul Mecheril ist Professor für Migration und Bildung am Institut für Pädagogik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Direktor des dortigen Center for Migration, Education and Cultural Studies (CMC). Seine Veröffentlichungen über Rassismus, Differenz, Bildung haben die Fachdiskurse in Deutschland maßgeblich beeinflusst. Letztveröffentlicht (gemeinsam mit María do Mar Castro Varela): Die Dämonisierung der Anderen. Rassismuskritik der Gegenwart.


Manuela Bojadžijev

Manuela Bojadžijev ist Juniorprofessorin für Globalisierte Kulturen an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg und Beauftragte des BIM-Vorstands für internationale Kooperationen. Sie gehörte 1997 zu den Mitbegründer*innen von Kanak Attak. Migrantische Kämpfe sind seit jeher Schwerpunkt ihres Forschungsinteresses. Aktuell konzentriert sie sich auf die Frage, wie die heterogenen Akteur*innen der Arbeitsmigration den infrastrukturellen Ausbau und die logistische Reorganisation des europäischen Grenzregimes beeinflussen.


Vassilis Tsianos

Vassilis Tsianos ist Professor an der Fachhochschule Kiel. Seine Arbeitsbereiche sind Soziologie der postmigrantischen Gesellschaft, Rassismuskritik, Stadt- und Migrationssoziologie und Digitale Grenzen Europas. Er gehört zu den Initiator*innen von Kanak Attak, deren Manifest den Startschuss für eine Umorientierung der Migrationsforschung legte. Tsianos ist im deutschsprachigen Raum einer der führenden Analytiker der Kämpfe um Grenze und Kämpfe der Migration.


Ulrike Hamann

Ulrike Hamann ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrbereich Diversity and Social Conflict des Instituts für Sozialwissenschaften der Humboldt Universität und Mitglied des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Geschichte und Gegenwart des Rassismus, Flucht/Migration und die Wohnungsfrage. Sie ist aktiv in der Berliner Mieteninitiative ›Kotti & Co‹.


Rainer Bauböck

Rainer Bauböck ist Professor für soziale und politische Theorie am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Zuvor war er Mitarbeiter am Institut für Europäische Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte sind Migration, Multikulturalismus, Nationalismus, Staatsbürgerschaft und politische Theorie. Er ist einer der Koordinatoren des ›Global Citizenship Observatory, einer Dokumentations- und Forschungsplattform über Citizenship-Politiken in allen Staaten der Welt.


Peter Birke

Peter Birke ist Historiker und Politologe und arbeitet am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI). Seine Forschungsschwerpunkte sind historische Arbeitssoziologie, Arbeit und Migration, Stadtsoziologie und urbane soziale Bewegungen.


Naika Foroutan

Naika Foroutan ist stellvertretende Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung. Im Juni 2015 wurde sie zur Professorin für ›Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik‹ durch die Humboldt-Universität zu Berlin berufen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die postmigrantische Theoriebildung mit dem Ziel, einen Erkenntnistransfer in Politik, Zivilgesellschaft und Medien zu leisten.


Denise Garcia Bergt

Denise Garcia Bergt ist Aktivistin, Journalistin und Filmemacherin. Sie wurde in Brasilien geboren und zog 2008 nach Berlin, wo sie begann, am Dokumentarfilm ›Residenzpflicht‹ zu arbeiten. Sie war aktiv in der ›Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen‹ und im Camp auf dem Berliner Oranienplatz. Im Dezember 2012 gründete sie zusammen mit anderen Aktivistinnen den International Women’s Space in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin, die von Geflüchteten und Aktivist*innen besetzt wurde. Ende 2015 gab sie das Buch ›In unseren eigenen Worten‹ mit Texten von und über Frauen heraus.


Bernd Kasparek

Bernd Kasparek ist Migrationsforscher und Aktivist mit Schwerpunkt auf der Untersuchung von Grenzregimen. Er ist Gründungsmitglied des Netzwerks für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung kritnet und einer der Leiter des Forschungsverbundes bordermonitoring.eu. Anfang 2017 erschien seine Untersuchung ›Migrationspolitik und migrationspolitische Ansätze in Europa und der Europäischen Union‹.

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