Police Violence – International Women* Space https://iwspace.de Feminist, anti-racist political group in Berlin Thu, 18 Mar 2021 14:21:20 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.2 https://iwspace.de/wp-content/uploads/2022/11/cropped-hand-purple-small-32x32.png Police Violence – International Women* Space https://iwspace.de 32 32 Statement on racist police violence – Stellungnahme zu rassistischer Polizeigewalt – Linker Block der Silent Demo Berlin https://iwspace.de/2020/06/stellungnahme-zu-rassistischer-polizeigewalt-linker-block-der-silent-demo-berlin/ Wed, 10 Jun 2020 11:29:50 +0000 http://iwspace.de/?p=72555

Bei den Berliner Protesten am vergangenen Samstag anlässlich des Mordes an George Floyd durch weiße Polizisten in den USA, rief uns die deutsche Polizei eindrücklich in Erinnerung, dass auch hierzulande rassistische Polizeigewalt zum Alltag gehört.

Die vielen antirassistischen Demonstrationen des letzten Samstags hatten zum Ziel, die Aufmerksamkeit auch auf den Rassismus in Deutschland zu lenken. Seit vielen Jahren kämpfen Aktivist*innen und Organisationen gegen den Rassismus des deutschen Staates in all seinen Institutionen. Besonders rassistische Polizeigewalt ist dabei immer wieder ein zentrales Thema. Mit Kampagnen wie Ban!Racial Profiling, Justizwatch, Death in Custody setzen sie sich seit Jahren dagegen ein. Und so wurden wir auch am vergangen Samstag Zeug*innen der willkürlichen Festnahme vieler Demonstrant*innen. In zahlreichen über Social Media verbreiteten Videos mussten wir sehen, dass junge Schwarze Menschen von der Polizei nicht nur ohne ersichtlichen Grund, sondern zudem auf brutalste Weise festgenommen wurden.

Es ist zynisch, wenn auf einer Demonstration anlässlich eines rassistischen Mordes schon wieder weiße Polizisten im Nacken Schwarzer Menschen knien. Es ist außerdem grotesk und offenbart den scheinheiligen Charakter der Debatte, dass uns die Nachrichten von rassistischer Polizeigewalt aus den USA erreichen und sogar in den bekannten deutschen Medien darüber berichtet wird, die rassistische Gewalt deutscher Polizist*innen aber nicht thematisiert oder sogar bestritten wird.

Ein Großteil der aktuellen Berichterstattung über den letzten Samstag betreibt und fördert einen Diskurs der Täter-Opfer-Umkehr. Oft wurde unkommentiert die polizeiliche Darstellung reproduziert. Durch Aussagen wie vom Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei dass Teilnehmende mit ihren Schildern provoziert hätten, wird die Unverhältnismäßigkeit der polizeilichen Maßnahmen deutlich. Damit werden die oft sehr jungen Personen, die von polizeilichen Schikanen und Übergriffen betroffen sind und von denen überproportional viele Schwarz oder of Color sind, zu Täter*innen gemacht. Es wird ein Narrativ geschaffen, in dem die bloße Teilnahme an den Demonstrationen einen Grund für polizeiliche Übergriffe liefert.

Da viele von uns selbst vor Ort waren und bis zum jetzigen Augenblick Zeug*innen-Berichte & Video Material zu den einzelnen Fällen zusammentragen und auswerten, besteht für uns kein Zweifel daran, dass diese polizeilichen Gewaltexzesse, Schikanen und Bedrohungen von jugendlichen Demonstrant*innen von einem rassistischen Klima geprägt sind.

Ebenso würden wir auch die mediale Berichterstattung beurteilen, die zwar vereinzelt von Polizeigewalt berichtet, aber weitestgehend die Positionierung der Betroffenen und die rassistische Motivation der Angriffe unterschlägt.

Laut Medienberichten ist von 93 Verhaftungen die Rede. Doch für mindestens zwei Schwarze Teilnehmer*innen endete die Demonstration nach polizeilichen Übergriffen sogar im Krankenhaus. Von den Inhaftierten – teils Minderjährigen – wurden einige erst weit nach 24 Uhr entlassen.

Wenn drei junge Frauen mit Schildern, die ihren Unmut über Polizeigewalt ausdrücken, auf dem Weg nach Hause, Anlass genug bieten, dass zwei von ihnen sich kurzer Hand in einer Situation befinden, in der sie grob und ohne rechtliche Grundlage festgenommen werden – könnten wir von polizeilicher Willkür sprechen. Wenn wir aber wissen, dass die dritte Freundin nicht mal von den Polizisten beachtet wurde, ob wohl sie das gleiche Schild wie ihre beiden verhafteten Freundinnen trug, und der einzige Unterschied darin bestand, das sie weiß ist und ihre beiden Freundinnen Schwarz sind, lässt sich hier wohl nicht mehr von reiner Polizeiwillkür sprechen, sondern ganz klar von rassistischer Polizeigewalt.

Laut Medienberichten ist von 93 Verhaftungen die Rede. Doch für mindestens zwei Schwarze Teilnehmer*innen endete die Demonstration nach polizeilichen Übergriffen sogar im Krankenhaus. Von den Inhaftierten – teils Minderjährigen – wurden einige erst weit nach 24 Uhr entlassen.

Wenn drei junge Frauen mit Schildern, die ihren Unmut über Polizeigewalt ausdrücken, auf dem Weg nach Hause, Anlass genug bieten, dass zwei von ihnen sich kurzer Hand in einer Situation befinden, in der sie grob und ohne rechtliche Grundlage festgenommen werden – könnten wir von polizeilicher Willkür sprechen. Wenn wir aber wissen, dass die dritte Freundin nicht mal von den Polizisten beachtet wurde, ob wohl sie das gleiche Schild wie ihre beiden verhafteten Freundinnen trug, und der einzige Unterschied darin bestand, das sie weiß ist und ihre beiden Freundinnen Schwarz sind, lässt sich hier wohl nicht mehr von reiner Polizeiwillkür sprechen, sondern ganz klar von rassistischer Polizeigewalt.

Eine minderjährige Person of Color wurde von der Polizei unter anderem bespuckt und rassistisch beleidigt, dann abgeführt und im Regen mit den Händen auf dem Rücken eine Stunde lang sitzen gelassen, er wurde gefesselt verhört und anschließend komplett durchnässt wieder ins Freie gesetzt.

Diese und weitere Bilder und Berichte zeugen davon, dass Schwarze Menschen und Menschen of Color im Anschluss an die angemeldeten Kundgebungen auf ihrem Weg nach Hause, beim Verweilen mit Freund*innen oder dabei wie sie sich am Alexanderplatz etwas zu essen kaufen wollten, plötzlich angegriffen und kriminalisiert wurden.

Die fehlende Bereitschaft der Polizist*innen, offensichtlich unverhältnismäßig agierende Kolleg*innen zurückzuhalten und zu intervenieren, erschreckt. Ein Video zeigt eindeutig, wie Kolleg*innen hinzukommen und auf einen bereits auf dem Boden fixierten Schwarzen Mann einschlagen. Es werden in der Konsequenz gar weitere Teilnehmende festgenommen. Sie werden der versuchten Gefangenenbefreiung sowie dem Widerstand gegenüber Vollstreckungsbeamten beschuldigt, obwohl sie sich lediglich im Affekt schützend vor die angegriffenen Demonstrant*innen stellen oder ihre Arme zu Abwehr ausstrecken.

Wir sehen im Vorgehen der Berliner Polizei eine systematische Abschreckungsstrategie. Denn natürlich ist es traumatisierend, grundlos Gewalt zu erfahren oder der eigenen Freiheit beraubt zu werden. Man scheint jungen Menschen davor Angst machen zu wollen, sich für die eigenen Rechte und eine gerechte Gesellschaft einzusetzen. Ihren Protest brechen. Dabei zeigt sich, dass AllBlackLivesMatter noch sehr weit von der deutschen Realität entfernt ist.

Wir können nur hoffen, dass diejenigen, die Ziel und Zeug*innen dieser rassistischen Gewalt wurden, sich dadurch nicht etwa aufhalten lassen, sondern sich viel mehr ermutigt und bestätigt fühlen, weiterhin unhaltbare Zustände anzuprangern.

Es ist nicht nur ärgerlich, sondern systematisch, dass die Medien im Anschluss von Gewalt gegen die Polizei sprechen, die in voller Kampfmontur gegen Jugendliche (teils Minderjährige) vorgingen, nicht aber von der Gewalt, die die Jugendlichen erfuhren. Und fast durchweg wird davor zurückgeschreckt zu benennen, was die Bilder uns zeigen: Rassistische Polizeigewalt!

Die Ereignisse vom Wochenende sind unter anderem eine Bewährungsprobe für das frisch vom Berliner Senat beschlossenen Landes-Antidiskriminierungsgesetz, auf dessen Grundlage nach Langem auch diskriminierende (also z.B. rassistische) Handlungen der Polizei geahndet werden müssten. Ob auf den Beschluss des LADG am 4.6. (obwohl es juristisch noch nicht in Kraft getreten ist) politisch Bezug genommen wird, wird zeigen ob es sich beim LADG um mehr als reine Symbolpolitik handelt.

Sollte dieses Vorgehen der Polizei folgenlos bleiben, müssen wir uns vor Augen führen, was die Konsequenz gewesen wäre, hätte ein solches Vorgehen im Rahmen der (sehr weißen) Friday for Futures Demonstrationen stattgefunden. Jugendliche protestieren für ihre Rechte, für ihre Zukunft, für unsere Zukunft – ob bei Klimagerechtigkeit oder Anti-Rassismus.

 

Wo bleibt also euer Aufschrei bei Rassistischer Polizeigewalt gegen diese jungen Menschen?

 

#BlackLivesMatter

Verfasser*innen: 
Linker Block der Silent Demo Berlin (bipoc-berlin@posteo.de)

Unterzeichner*innen:
Audream. mobile antirassistische Bibliothek
Migrantifa Berlin 
Each One Teach One (EOTO) e.V. 
Maywords – Schwarze Feminismen in Deutschland
IN*VISION. Seminar&Festival 
Falken Berlin 
Migrationsrat Berlin e.V.
Black Lives Matter Berlin
ISD Berlin – Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
HabeshaNetzwerkBerlin
Theater X
Netzwerk Polylux e.V.

During the Berlin protests last Saturday on the occasion of the murder of George Floyd by white policemen in the USA, the German police impressively reminded us that racist police violence is part of everyday life in this country, too.

The many anti-racist demonstrations last Saturday were aimed at drawing attention to racism in Germany as well. For many years activists and organizations have been fighting against the racism of the German state in all its institutions. Especially racist police violence is a central issue again and again. With campaigns like Ban!Racial Profiling, Justizwatch, Death in Custody they have been fighting against it for years. On last Saturday we witnessed the arbitrary arrest of many demonstrators. In numerous videos distributed via social media we had to see that young Black people were arrested by the police not only for no apparent reason, but also in the most brutal way.

It is cynical when white police officers kneel in the neck of Black people again at a demonstration on the occasion of a racist murder. It is also grotesque and reveals the hypocritical character of the debate that news of racist police violence from the USA reaches us and is even reported in the well-known German media, but the racist violence of German police officers is not discussed or even denied.

Much of the current coverage of last Saturday’s event is dedicated to and promotes a discourse of victim-offender conversion. Often the police presentation was reproduced without comment. Statements such as ‘The participants would have provoked with their signs’, by the spokesperson of the Berlin Police Union, make the disproportionate nature of the police measures clear. This turns the often very young people affected by police harassment and assaults, of whom a disproportionate number are black or of color, into perpetrators. A narrative is created in which the mere participation in the demonstrations provides a reason for police assaults.

Since many of us have been there ourselves and have been collecting and analysing reports and video material on the individual cases up to the present moment, there is no doubt for us that these police excesses of violence, harassment and threats against young demonstrators are shaped by a racist climate.

In the same way we would also assess the media reporting, which, although there are isolated reports of police violence, largely conceals the positioning of those affected and the racist motivation of the attacks.

According to media reports, there is talk of 93 arrests; for at least two Black participants the demonstration even ended in hospital after police assaults. Some of the detainees – some of them minors – were not released until long after midnight.

If three young women with signs expressing their displeasure about police violence, on their way home, are reason enough for two of them to find themselves in a situation where they are arrested roughly and without legal basis – we could speak of police arbitrariness. But if we know that the third friend was not even noticed by the police, whether she was wearing the same sign as her two arrested friends, and the only difference was that she is white and her two friends are black, we can no longer speak here of pure police arbitrariness, but quite clearly of racist police violence.

A minor Person of Color was spat on and racially insulted by the police, among other things, then taken away and left in the rain with his hands on his back for an hour, he was interrogated tied up and then set outside again completely soaked.

These and other pictures and reports testify that Black people and People of Color were suddenly attacked and criminalized after the registered rallies on their way home, while staying with friends or while trying to buy something to eat at Alexanderplatz.

The unwillingness of the police officers to hold back and intervene with obviously inappropriate behaviour of their colleagues is frightening. A video clearly shows how colleagues come up and hit a black man already fixed on the floor. As a consequence even more participants are arrested. They are accused of attempted liberation of prisoners as well as resistance against the police, although they are only protecting themselves from the attacked demonstrators in a state of affect.

We understand the Berlin police’s action as a systematic deterrent strategy. Of course it is traumatizing to experience violence for no reason or to be deprived of one’s freedom. It seems they want to scare young people away from standing up for their own rights and a just society. Breaking their protest. This shows that AllBlackLivesMatter is still very far from German reality.

We can only hope that those who were the targets and witnesses of this racist violence will not let this stop them, but will feel encouraged and confirmed to continue to denounce unsustainable conditions.

It is not only annoying, but systematic that the media subsequently speak of violence against the police, who took action against young people (some of them minors) in full combat gear, but not of the violence that the young people experienced. And almost without exception the media is shying away from naming what the pictures show us: Racist police violence!

The events of the weekend are, among other things, a test for the state anti-discrimination law recently passed by the Berlin Senate, on the basis of which discriminatory (e.g. racist) actions by the police would also have to be punished.

Whether the decision of the LADG on June 4 (although it has not yet legally come into force) is referred to politically will show whether the LADG is more than just a symbolic policy.

Should this action by the police remain without consequences, we must consider what the consequences would have been if such action had taken place during the (very white) Friday for Futures demonstrations. Young people are protesting for their rights, for their future, for our future – whether it is climate justice or anti-racism.

So where is your outcry about racist police violence against these young people?

 

#BlackLivesMatter

Writers:

The Left Block of the Silent Demo Berlin (bipoc-berlin@posteo.de)

Signatories:
Audream. mobile antirassistische Bibliothek
Migrantifa Berlin 
Each One Teach One (EOTO) e.V. 
Maywords – Schwarze Feminismen in Deutschland
IN*VISION. Seminar&Festival 
Falken Berlin 
Migrationsrat Berlin e.V.
Black Lives Matter Berlin
ISD Berlin – Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
HabeshaNetzwerkBerlin
Theater X
Netzwerk Polylux e.V.

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In the shadow of Corona: Police Violence against women and children in a Lager in Brandenburg https://iwspace.de/2020/06/in-the-shadow-of-corona-police-violence-lager-brandenburg/ Wed, 03 Jun 2020 19:00:28 +0000 http://iwspace.de/?p=72486

On June 1st a women, who lives in a Lager* in Brandenburg sent us an alarming video-clip, recorded on the day before. The video depicts a police-operation in the Lager: In a small corridor several police officers are pinning down a woman on the floor, other officers are securing the site, many residents (including children) can be heard screaming.

In addition to this video our contact sent us an audio report (see transcript below) and we have had other conversations with her about this incident. She informed us that the police had been called by another resident making a “noise complaint” due to a small party the woman in the video and her friends were having in a private room. The security guards of the Lager seemed to be surprised by the police operation – they were not informed in advance.

The police entered the Lager with seven police officers and two dogs, they knocked on the woman’s door and asked her to identify herself. She inquired, why she had to give the identification.  As  this information was not given to her she didn’t show her ID card. According to witnesses she was immediately grabbed and pinned down on the floor in the corridor.

People started to film and stream live. It was only when someone screamed: “See! See what they are doing to us here, they want to kill us like the other man that was killed in America.” that the police officers released the women and then left the site quickly. No further measurements were taken.

This video and the facts revealed are deeply alarming. It raises several urgent questions:

The police officers pinned down an unarmed woman:

  • What amount of force is justifiable towards unarmed women?

The police entered the Lager with seven police officers and two dogs on account of a noise complaint:

  • Which measurements are justifiable on account of such a “crime”?
  • What measurements are taken to bridge potential language and communication barriers with Lager residents?

The police entered the building without notifying the security guards:

  • What is the role of security guards in the Lagers?

Like everywhere else, the Lager in question has health safety measurements in place due to Corona  – public access and social services are limited, social distancing and wearing of face masks are obligatory. In the video we see a clear violation of those measurements:

  • Why are the police not wearing face masks and why are they not obeying to the rule of social distancing?
  • What are the authorities and Lager management doing to protect their residents’ health and wellbeing in times of corona?

According to the witnesses of this incident the police left the site suddenly, after realizing that they were being filmed and live streamed. No further measurements were taken and they did not press any charges. This added to the confusion of the residents as to why the police felt this show of force was necessary and justified. In the end the message they received was nothing but violence.

  • Where should the women involved in this incident report their grievances with the police?

Lager residents are people who have fled war and persecution in order to find peace and protection in Germany. Here they encounter the systematic discrimination of the asylum seeking process and also police violence, this causes severe retraumatization:

  • To whom should Lager residents turn when they experience this kind of retraumatization?

It seems that, in this incident, calling the police was the result of a conflict that was dormant for a very long time. In Lagers people are put together in close quarters. This is a structural problem and is a breeding ground for tensions and conflict. We and fellow groups have been informing the state institutions for a long time about this problem.

  • What is being done to address these circumstances?
  • What do the authorities and Lager management do to prevent potential conflicts between Lager residents?

As the women are scared that publishing this incident might have severe consequences for their lives in Germany, we can’t publish either the names of the women involved or the name of the Lager where it took place.

 

Please share this statement! We want want answers to our questions!

#BlackLivesMatter #RefugeeLivesMatter

 

*(We are not revealing the name of the Lager here in order to protect the women’s anonymity and also because this event is a case of structural violence, which could have happened in any Lager; if you want to investigate further, please contact us for the name of the Lager)


Transcript of the audio report from our contact in the Lager

Ok, this is a complaint from [Lager in Brandenburg] and this is something that happened yesterday and it’s something that is very troubling so much. Today was a holiday and yesterday some of us decided to just be together and they were putting music and listening to music and one of the neighbours from our friend called the police to come and the police came and even the security didn’t know that the police were coming, they were just shocked to see the police around the compound. And they went up, they came to my friends place and they even didn’t want to know, what was going on, they went direct and they were shown the room of my friend and they knocked the door and the friend opened the door, they asked for the Ausweis and the lady resisted and said:”I don’t have the Ausweis.”

So the police took the lady by the hand, squeezed the ladies hand and the lady found herself down. And at that time people thought it was just something small and when the lady was down, we don’t know how the lady was outside, we don’t know how the commotion went on, but the lady was outside, she was put on the floor and the police was on top of her and people started going live on Facebook, because people saw it was bad and they were shouting: “No, no, no.” The lady was screaming, the children were crying, the lady’s boy was also crying, until now the boy is traumatized.

And one of the police was covering for the people not to see what was going on behind. And we were just wondering, if this is what the police are doing. Even us, who are here, our lives are in danger.One they didn’t even want to know what was going on. Then they were just calling [the police], they came and instead of at least asking the neighbour: “You, you called us, what is going on here?” They never wanted to know what was going on and the moment they saw people were going live and the lady was screaming… -because they didn’t know that people were live.

When they heard one of the boys saying: “See! See what they are doing to us here, they want to kill us like the other man that was killed in America.” So that is the time they released the lady. And they ran out and they were running, going out very fast. So the lady got up and the lady was following them and telling them that it was not good what they were doing, and for us we find it something very traumatising. Because if that is how the police are working on the refugees, they even don’t want to listen, they don’t want to hear the other side of the story, it is not fair for us. Because if anything happens, even the social [workers] themselves, if you go to tell them, if they call you, they side with the others, with the wrong person, instead of siding with you, instead of calling you together, telling you this and this: “This is not good, this is good, stop doing this here….” But for us the Blacks, which we are here, it is not fair, and not even just the Blacks, even the whites, they were angry, they were telling like: “Why are you doing this?

So we are wondering, if this is what is happening, if people are not screaming or the lady was not screaming, maybe the lady could have died. So I don’t know how you could help us, because actually until now, even the children, the children here are not safe. The children are crying, they are saying: “Polizei, Police are bad, Polizei nicht gut, nicht gut!” So I don’t know how you could help, please. I am going to send a video right now, you see for yourself, it is not a big clip. it is just a small one, people have taken more, if I find the rest, I can send back. But I don’t know how you are going to help us, still up to now people are traumatised, I don’t know what’s next.

Im Schatten von Corona: Polizeigewalt gegen Frauen und Kinder in Brandenburger Lager

Am 1. Juni schickte uns eine Frau, die in einem Lager* in Brandenburg lebt, ein verstörendes Video, das einen unverhältnismäßig gewalttätigen Polizeieinsatz in dem Lager zeigt: Auf einem schmalen Korridor drücken Polizeibeamt_innen eine Frau auf den Boden, andere Beamt_innen sichern den Hergang ab, wir hören Bewohner_innen (darunter auch einige Kinder) schreien.

Zusätzlich zu diesem Video schickte uns unsere Kontaktperson auch einen Audiobericht und wir tauschten uns mit ihr über den Vorfall aus. Sie informierte uns darüber, dass ein Bewohner der Unterkunft wegen Ruhestörung die Polizei gerufen hatte. Die Frau, die in dem Video von den Polizeibeamten auf den Boden gedrückt wurde, hatte zuvor in ihrem Zimmer mit ihren Freunden eine kleine Party veranstaltet.

Selbst die Security des Lagers sei über den brutalen Polizeieinsatz überrascht gewesen, meinte die Zeugin, man hatte sie offensichtlich vorher nicht über den beabsichtigten Einsatz informiert. Die Polizei rückte mit sieben Polizeibeamten und zwei Hunden im Lager an, sie klopften an die Zimmertür der Frau und forderten sie auf sich auszuweisen. Als die Frau sich nach dem Grund dieser Aufforderung erkundigte, verweigerten ihr die Beamten die Information, woraufhin sie ihnen ihren Ausweis nicht zeigte. Zeug_innenberichten zufolge hatte die Polizeibeamten daraufhin die Frau sofort am Arm gepackt und zu Boden gezerrt.

Dann hatten Mitbewohner_innen des Lagers angefangen den Vorfall zu filmen und zu streamen. Aber erst als eine Person gerufen habe: “Schaut, was sie mit uns machen. Sie werden uns töten, wie sie diesen anderen Mann in Amerika getötet haben.” hätten die Polizeibeamten die Frau losgelassen und hastig das Gebäude verlassen – ohne weitere Erklärung und ohne weitere Maßnahmen einzuleiten.

Das Video und die Fakten, die es aufzeigt, sind alarmierend. Folgende Fragen drängen sich auf:

Das Video zeigt, wie eine unbewaffnete Frau von mehreren Polizeibeamt_innen auf den Boden gedrückt wird.

  • Welche Gewaltmaßnahmen sind gegenüber einer unbewaffneten Person überhaupt zu rechtfertigen?
  • Wieviel Gewalt ist verhältnismäßig?

Die Polizei war mit sieben Beamten und zwei Hunden in der Unterkunft angerückt – aufgrund einer Ruhestörung.

  • Welches Aufgebot ist angesichts der Schwere dieses “Verbrechens” angemessen?
  • Auf welche Art und Weise wurden die in dem Einsatz vorhersehbaren Kommunikationsschwierigkeiten berücksichtigt?

Der Einsatz fand statt ohne dass das Sicherheitspersonal vorher informiert wurde.

  • Was ist die Funktion der Security in den Lagern überhaupt? Wen beschützt sie?

Wie in allen anderen Lagern gelten auch in dieser Unterkunft die Corona-Sicherheitsbestimmungen – öffentlicher Zugang und soziale Dienstleistungen sind eingeschränkt, Distanzbestimmungen und das Tragen von Gesichtsmasken sind obligatorisch. In dem Video sehen wir klare Verletzungen dieser Bestimmungen.

  • Warum tragen die Polizeibeamt_innen keine Schutzmasken und warum halten sie den Sicherheitsabstand nicht ein – weder untereinander noch gegenüber den Bewohner_innen der Unterkunft?

Zeug_innenberichten zufolge hat die Polizeieinheit die Unterkunft abrupt verlassen, als sie gemerkt hatten, dass sie gefilmt und gestreamt wurde. Keine weiteren Maßnahmen folgten, niemand wurde angezeigt, keine Erklärung abgegeben. Dies trug zusätzlich zur Verwirrung der Bewohner_innen bei und stellte die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit der polizeilichen Gewaltdemonstration grundlegend in Frage. Schlussendlich wurde bei diesem Einsatz nichts außer sinnlose Gewalt vermittelt und ausgeübt.

  • An welcher Stelle können die Frauen, die von diesem Vorfall betroffen sind, sich über das Verhalten der Polizei beschweren?

In den Lagern leben Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind um in Deutschland Frieden, Schutz und lebenswerte Bedingungen zu finden. Hier treffen sie auf die systematischen Diskriminierungen des deutschen Asylverfahrens und -systems und auf rassistische Polizeigewalt, die gegen sie gerichtet ist. Das verursacht in vielen Fällen eine schwerwiegende Retraumatisierung.

  • An wen können sich die Lagerbewohner_innen wenden, wenn sie auf diese Art und Weise eine Retraumatisierung erfahren?

Anscheinend war in diesem Vorfall das Rufen der Polizei ein Resultat eines schon länger schwelenden Konfliktes. In Unterkünften werden Menschen auf engem Raum ohne Berücksichtigung ihrer Vorstellungen und Unterschiede zusammengepfercht. Dies ist ein Nährboden für Spannungen und Konflikte. Wir und andere Organisationen haben die Behörden immer wieder über diesen Missstand informiert.

  • Welche Maßnahmen werden getroffen um diesen Missständen zu begegnen und sie zu beseitigen?

Bitte verbreitet diese Stellungnahme! Wir fordern Antworten auf unsere Fragen!

Weil die Frauen befürchten, dass die Veröffentlichung dieses Vorfalls schwerwiegende Konsequenzen für ihr Leben in Deutschland nach sich zieht, können wir weder die Namen der Frauen nennen, noch die Unterkunft, in der sich der Polizeieinsatz abspielte. Bitte verbreitet diese Stellungnahme in euren Medien und recherchiert weiter! Wir wollen Antworten auf unsere Fragen!

#BlackLivesMatter #RefugeeLivesMatter

 

* Um die Frauen zu schützen, nennen wir hier weder die Namen der involvierten Frauen, noch die Unterkunft, in der sich dieser Einsatz abspielte. Wenn ihr weitere Informationen für eure Recherche benötigt, bitte kontaktiert uns!


Transcript of the audio report from our contact in the Lager

Ok, this is a complaint from [Lager in Brandenburg] and this is something that happened yesterday and it’s something that is very troubling so much. Today was a holiday and yesterday some of us decided to just be together and they were putting music and listening to music and one of the neighbours from our friend called the police to come and the police came and even the security didn’t know that the police were coming, they were just shocked to see the police around the compound. And they went up, they came to my friends place and they even didn’t want to know, what was going on, they went direct and they were shown the room of my friend and they knocked the door and the friend opened the door, they asked for the Ausweis and the lady resisted and said:”I don’t have the Ausweis.”

So the police took the lady by the hand, squeezed the ladies hand and the lady found herself down. And at that time people thought it was just something small and when the lady was down, we don’t know how the lady was outside, we don’t know how the commotion went on, but the lady was outside, she was put on the floor and the police was on top of her and people started going live on Facebook, because people saw it was bad and they were shouting: “No, no, no.” The lady was screaming, the children were crying, the lady’s boy was also crying, until now the boy is traumatized.

And one of the police was covering for the people not to see what was going on behind. And we were just wondering, if this is what the police are doing. Even us, who are here, our lives are in danger.One they didn’t even want to know what was going on. Then they were just calling [the police], they came and instead of at least asking the neighbour: “You, you called us, what is going on here?” They never wanted to know what was going on and the moment they saw people were going live and the lady was screaming… -because they didn’t know that people were live.

When they heard one of the boys saying: “See! See what they are doing to us here, they want to kill us like the other man that was killed in America.” So that is the time they released the lady. And they ran out and they were running, going out very fast. So the lady got up and the lady was following them and telling them that it was not good what they were doing, and for us we find it something very traumatising. Because if that is how the police are working on the refugees, they even don’t want to listen, they don’t want to hear the other side of the story, it is not fair for us. Because if anything happens, even the social [workers] themselves, if you go to tell them, if they call you, they side with the others, with the wrong person, instead of siding with you, instead of calling you together, telling you this and this: “This is not good, this is good, stop doing this here….” But for us the Blacks, which we are here, it is not fair, and not even just the Blacks, even the whites, they were angry, they were telling like: “Why are you doing this?”

So we are wondering, if this is what is happening, if people are not screaming or the lady was not screaming, maybe the lady could have died. So I don’t know how you could help us, because actually until now, even the children, the children here are not safe. The children are crying, they are saying: “Polizei, Police are bad, Polizei nicht gut, nicht gut!” So I don’t know how you could help, please. I am going to send a video right now, you see for yourself, it is not a big clip. it is just a small one, people have taken more, if I find the rest, I can send back. But I don’t know how you are going to help us, still up to now people are traumatised, I don’t know what’s next.

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“Oury Jalloh: Death in Cell #5” https://iwspace.de/2019/08/oury-jalloh-death-in-cell-5/ Wed, 21 Aug 2019 16:28:25 +0000 http://iwspace.de/?p=68854 Video by Redfish published: 2019August 05 – on youtube:

Anmerkung:   Dieses Videodokument wurde z.B. auf Facebook auch veröffentlicht, dann aber ohne Angaben von Gründen blockiert! Dazu äußert sich Redfish wie folgt, via Facebook: (engl. & germ.)

engl.: “Facebook has deleted our report investigating the death of Oury Jalloh, whose body was found burned in a German police cell, just 24 hours after it was published.
This already underreported story, about at best gross police neglect and incompetence and at worst allegations of a brutal murder by police, is now being silenced by Facebook.Please share widely amongst your friends and networks and demand with us that Facebook re-publishes our report. Justice for Oury Jalloh and all victims of police violence!”

germ.: “Facebook hat unseren Bericht über den Tod von Oury Jalloh, dessen Leiche in einer deutschen Polizeizelle verbrannt aufgefunden wurde, nach nur 24 Stunden seiner Veröffentlichung gelöscht.
Dieser bereits unterberichtete Fall, der durch grobe polizeiliche Vernachlässigung und Inkompetenz und schlimmstenfalls von Vorwürfen eines brutalen Mordes durch die Polizei handelt, wird nun auch von Facebook zum Schweigen gebracht. Bitte teilen Sie diesen Kommentar mit Ihren Freunden und alle Netzwerken und fordern Sie mit uns, dass Facebook unseren Bericht erneut veröffentlicht. Gerechtigkeit für Oury Jalloh und alle Opfer von Polizeigewalt!”

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