Gastarbeiterinnen in Westdeutschland und Vertragsarbeiterinnen in Ostdeutschland

Gastarbeiterinnen in Westdeutschland und Vertragsarbeiterinnen in Ostdeutschland

KONFERENZ | ALS ICH NACH DEUTSCHLAND KAM

KONFERENZALS ICH NACH DEUTSCHLAND KAM

Die Nachkriegsgeschichte Deutschlands kann nicht erzählt und verstanden werden, ohne dabei die Rolle der migrantischen Arbeiter*innen zu beachten. Im ersten Panel der Konferenz geht es um die Geschichte von Arbeitsmigrantinnen in der BRD und der DDR seit den Sechzigerjahren. Aurora Rodonò, Aktivistin, Kulturschaffende und Forscherin, moderiert das Gespräch und gibt eingangs einen Überblick zur Geschichte von Ausbeutung, Alltag und Widerstand der sogenannten Gastarbeiterinnen und Vertragsarbeiterinnen in Ost- und Westdeutschland. Zu Gast sind Figen Izgin, die 1979 als Kind türkischer Gastarbeiter*innen nach Deutschland kam und sich in einer diskriminierenden Welt von Schule, Arbeit und Gesellschaft zu behaupten sowie gewerkschaftlich und politisch zu organisieren wusste. Mai-Phuong Kollath, die 1981 als Vertragsarbeiterin aus Vietnam in die DDR ging, erzählt von der Ausbeutung und Rechtlosigkeit als Vertragsarbeiterin, gefolgt von ihrer Geschichte im wiedervereinten Deutschland.

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AUDIO

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Fotos des Panels

Referentinnen & Moderatorin

Figen Izgin wurde 1965 in der Osttürkei, in Kars geboren. 1979, mit 14 Jahren, kam sie nach Berlin zu ihren Eltern. Nach der Oberschule war sie viele Jahre in der Metallindustrie beschäftigt. Dort war sie auch als Gewerkschaftsvertreterin aktiv. Später hat sie auf dem zweiten Bildungsweg eine Ausbildung absolviert und auch studiert. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Dipl. Sozialpädagogin. Aktuell mit erwerbslosen Menschen aus verschiedenen Ländern. Als Frau, als Mutter und als Migrantin findet sie es sehr wichtig sich im Kampf gegen Rassismus, gegen soziale Unterdrückung und gegen Verdrängung zu beteiligen.

Mai-Phuong Kollath wurde 1963 in Hanoi, Vietnam geboren und kam 1981 als Vertragsarbeiterin in die DDR. In der Anfangszeit lebte sie im Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen, das 1992 von einem rassistischen Mob angezündet wurde. Zu dieser Zeit lebte sie weiterhin in Rostock und wurde Zeitzeugin des Pogroms und der rassistischen Stimmung nach der Wiedervereinigung. Als Beraterin, Coach und Diversity-Trainerin unterstützt sie seit vielen Jahren verschiedene Organisationen, Vereine und Verbände in der interkulturellen Arbeit. Sie war stellvertretende Vorsitzende des Bundeszuwanderungs‐ und Integrationsrates, sowie Sprecherin des Netzwerks Migrantenorganisationen Mecklenburg-Vorpommern. www.maiphuong-kollath.de

Aurora Rodonò ist freie Kulturschaffende/Dozentin (Uni Köln). Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren als Aktivistin, Kulturschaffende und Forscherin mit der Geschichte der italienischen Gastarbeiter*innen und dem italienischen Migrationskino. Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln beschäftigt und ist darüber hinaus als freie Kulturschaffende und Filmdramaturgin tätig. 2003 bis 2006 war sie beim Ausstellungsprojekt „Projekt Migration“ beteiligt. Im Mai 2017 war sie beim Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ in Köln aktiv, wo die Kämpfe gegen Rassismus seit der Gastarbeitszeit bis heute zusammen gebracht wurden. kunst.uni-koeln.de

BILDER VON DEN PANELLISTINNEN

ÜBER DIE KONFERENZALS ICH NACH DEUTSCHLAND KAM

International Womenspace organisierte im Oktober 2017 eine zweitägige Konferenz in Berlin. In sechs Podiumsdiskussionen teilten Frauen ihre Erfahrungen: Frauen, die als Gastarbeiterinnen nach Westdeutschland kamen; Frauen, die als Vertragsarbeiterinnen nach Ostdeutschland kamen; Frauen, die als Migrantinnen und Geflüchtete in das wiedervereinte Deutschland kamen, sowie deutsche Frauen, die von Rassismus betroffen sind. Die Referentinnen haben über das Ankommen in Deutschland, das Arbeiten und Leben hier, sowie die politische Organisation als Frauen in diesem Land gesprochen. Wir wollten das Wissen mehrerer Generationen von Migrantinnen verbinden, miteinander vergleichen und in einen historischen Zusammenhang setzen. Wir wollten einen Raum schaffen, in dem wir als Frauen uns über unsere individuellen und gemeinschaftlichen Erfahrungen austauschen können. Wir wollten der Idee der migrantischen Frau als Opfer widersprechen, deren Stimme auf Grund von Rassismus, Sexismus und Xenophobie zu oft ignoriert wird. Wir wollten der gängigen Erzählung entgegenwirken, indem wir nicht nur über die Probleme sprechen, denen migrantische und geflüchtete Frauen, sowie deutsche Frauen, die von Rassismus betroffen sind, ständig ausgesetzt sind. Sondern auch die vielfältigen Formen unseres Widerstands dieser Frauen aufzeigen: am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft und gegen die staatliche Unterdrückung. Es war ein Erfolg! Wir waren sehr berührt und inspiriert von der Resonanz auf die Konferenz- vor, während und nach der Konferenz. An jedem Tag kamen über 250 Frauen zusammen, tauschten Erfahrungen über politische Kämpfe und Widerstand in Deutschland aus, lernten aus den Geschichten verschiedener Generationen aus Ost- und West- und dem wiedervereinigten Deutschland, lernten sich kennen und bauten Netzwerke auf. Dies wurde trotz Sprachbarrieren durch die Simultanübersetzung in sechs Sprachen ermöglicht: Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi, Türkisch und Vietnamesisch. Es herrschte eine Atmosphäre von Offenheit und Solidarität, so dass sowohl die Rednerinnen als auch die Teilnehmerinnen frei über ihre persönlichen Erfahrungen sprechen konnten. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen zeigten, dass eine solche Konferenz sehr notwendig war und dass ein starker Wunsch nach fortgesetztem Austausch, politischer Aktion und Vernetzung besteht. Wir betrachten die Konferenz als Ausgangspunkt und freuen uns auf die nächsten Schritte …

FOTOS DER KONFERENZ | TAG 1